Wie ich es schaffte einer Leica zu widerstehen
Die Kalender wiesen Freitag, den achten Oktober 2021 aus, als ich meine Fähigkeiten als Portraitfotograf womöglich im Bereich der Business-Fotografie der wohlwollenden Überprüfung von Götz Schleser unterzog. Götz kannte mich vorher nicht und wusste demzufolge nichts von meiner Neigung, mich in der stetigen Aufrüstung meines Equipments zu verlieren, anstatt einfach gute Fotos zu schießen. Und doch wurde meine Teilnahme an seinem Workshop „201 Sekunden mit dem Chef“ in Zingst eine der härtesten Prüfungen meines Daseins als GAS-orientierter Fotografie-Nerd.
Leica und Arri – mehr Versuchung geht nicht
Hätte das Nonplusultra der Fotografietechnik einen Namen, würde es Arri Leica heißen. Und Götz tischte uns sowohl den Vor- als auch den Nachnamen auf. Wer wollte, konnte mit einer niet- und fast nagelneuen Leica SL II samt einem 24-90 vorne dran von Arri Orbitern ausgeleuchtete Locations fotografieren. Es war nicht einfach, nicht sabbernd vor dem Altar niederzuknien, auf dem die Leicas griffbereit und verführerisch lächelnd feil geboten wurden. Bis heute ist mir nicht ganz klar, wie ich es schaffte, die Gedanken an den Altar fast gänzlich beiseite zu schieben und mich mit meinen verzweifelt schweißnassen Händen an meine irgendwann zwischen 2008 und 2012 geborene Nikon D700 zu klammern, die ich auserkoren hatte, mir dabei zu helfen, mich bei diesem Workshop auf das Wesentliche zu konzentrieren – Bilder machen lernen.
Und alles für entscheidende 10 Minuten
Also hörte ich Götz gut zu, der weniger mit fertigen Gebrauchsanweisungen um sich schmiss, als vielmehr aus seinem Berufsleben erzählte und es den Workshopteilnehmern überließ, daraus ein Rezept für sich selbst zu schmieden. Dieses Rezept durfte dann in der alten Turnhalle von Zingst weiter verfeinert werden, in der das Aufräumen seit einigen Jahren eine untergeordnete Rolle gespielt haben muss. Hier galt es im Verhältnis 50 Minuten Idee, Organisation und Aufbau zu 10 Minuten Shooting, die Sonne von draußen mit den mächtigen Arri-Orbiter-Sonnen in Einklang zu bringen.
Teamwork macht einiges leichter – zumindest mit Lars
Wie ich mich alleine geschlagen hätte, weiß ich nicht. Der Teamgedanke des Workshops bescherte mir aber Lars von ig-fotografie.de . Lars war mir allein deshalb schon sympathisch, weil er ebenfalls die Leicas ignorierte. Als er dann noch die Arris besser verstand als ich, meine Objektive tröstete, wenn ich Fußball mit ihnen spielte und auch noch im Rahmen seiner Bemühungen um Fotofortschritt ein paar anständige Bilder von mir schoss, wusste ich, den richtigen Partner für mich für diesen Nachmittag erwischt zu haben. Und so bekamen wir beide Bilder hin, die später in der Besprechung durchaus einen zarten Hauch von Würdigung erfuhren.
Ein teurer Follower namens Leica
Tatsächlich habe ich einiges aus dem Workshop mitgenommen und es waren sowohl Bestätigungen bisheriger Annahmen, als auch neue Wege dabei. Beispielsweise wohnte schon immer Gedankengut für klamaukige Bilder in mir – diese mittels Bildgestaltung in ein seriöses Gewand zu kleiden, ist die wohl größte Meisterschaft, an der ich arbeiten will. Götz kann das schon und hat ganz unabhängig von Arri Leica Impulse gesetzt. Apropos Leica – folge ich nicht Leica, folgt Leica eben mir und das bis fast vor die Haustür. Aber das ist eine andere Geschichte, die noch in der Zukunft liegt.